Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung)

 

Werdenden Eltern ist vor der Inanspruchnahme pränataler Diagnotik im Allgemeinen unbedingt zu empfehlen, im Vorfeld der Untersuchungen Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen und sich ausführlich mit dem Thema auseinander zu setzen. Genetische Untersuchungen unterliegen in Deutschland dem Gendiagnostikgesetz. Das bedeutet, dass eine Aufklärung über Indikation, Ergebnismöglichkeit und die weitere Tragweite des Untersuchungsergebnis im Vorfeld erfolgen muss. Es muss hierfür eine schriftliche Einverständniserklärung vorliegen.

 

Für Frauen über 35 Jahren ist die Fruchtwasseruntersuchung möglicher Bestandteil der Schwangerschaftsvorsorge. Das bedeutet, dass die Untersuchung von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet wird, wenn die Eltern bzw. die Mutter sich dafür entscheiden. Aufgrund von fortschreitenden Entwicklungen in der Medizin ist die früher häufiger durchgeführte Untersuchung heute jedoch seltener geworden.

 

Die verfügbaren Risikoberechnungen (sowohl durch den sogenannten NIPT - (ein Gen-Bluttest) als auch das Ersttrimesterscreening) bieten weiterhin keine 100-prozentige Aussagekraft , so dass bei einem auffälligen Ergebnis immer eine Choroinzottenbiopsie oder Amniozentese angeboten werden sollte.  

 

Eine Amniozentese wird in der Regel zwischen der 15. und 18. Schwangerschaftswoche durchgeführt, optimalerweise in der 16. SSW.

 

Unter Ultraschallkontrolle wird mit einer dünnen Kanüle die Bauchdecke punktiert, dann werden ca. 15 ml Fruchtwasser entnommen, in dem kindliche Zellen schwimmen.

 

Diese Zellen werden im Labor angezüchtet und die in ihnen enthaltenen Chromosomen auf Anzahl und Struktur hin untersucht. Ein Schnelltest (meist kostenpflichtig) gibt bereits nach ein bis zwei Tagen Hinweise auf mögliche Schäden, für das endgültige Ergebnis braucht das Labor rund zwei Wochen.

 

Die Untersuchung benötigt in der Regel 5 bis 15 Minuten, wobei die eigentliche Punktion nur 2 Minuten dauert. Die meisten Frauen empfinden den Einstich der Nadel in die Bauchdecke nicht als besonders schmerzhaft - ähnlich wie der Stich bei einer gewöhnlichen Blutabnahme. Auf eine Betäubung der Einstichstelle wird meist verzichtet. Bei Rhesus-negativer Blutgruppe wird nach dem Eingriff eine Rhesusprophylaxe bei der Mutter durchgeführt.

 

Die Untersuchung ist für Mutter und Kind nicht ohne Risiko und so sollte von der Schwangeren bzw. von dem Elternpaar das Risiko und die möglichen Konsequenzen bei einem auffälligen Ergebnis abgewogen werden, bevor sie dem Eingriff zustimmen. Durch eine Ultraschallkontrolle vermeidet der Arzt, dass er das Ungeborene mit der Nadel verletzt. In ca. 0,5% der Fälle kann es im Anschluss an eine Fruchtwasseruntersuchung zu einer Fehlgeburt kommen.

 

Ebenfalls selten kann es nach einer Amniozentese zu Blutungen in der Gebärmutter, Fruchtwasserabgang oder einer Infektion kommen.

 

Fast immer reagiert die Gebärmutter auf den Eingriff mit Kontraktionen, die jedoch schnell wieder sistieren. In jedem Fall sollte sich die Schwangere ein paar Tage nach der Fruchtwasserentnahme schonen. Eine Ultraschallkontrolle wird meist ein paar Tage nach der Punktion empfohlen.

 

Optimalerweise ist die Scheidenflora in der Woche vor dem Eingriff von der Patientin mit Lactobazillen (Milchsäurevaginalzäpfchen aus der Apotheke) optimiert worden.